Nun also Australien

Posted by in Australien

Wir befinden uns nun also im Land der Kängurus und Koalabären, aber auch im Land der fiesesten Spinnen und Schlangen. Gesehen haben wir bislang ein paar Kängurus und ziemlich große Spinnen, z. B. in der Dusche. Einen Quokka haben wir noch nicht gesichtet, lieber Schocksen.

In Perth

perth city

In Perth

Wir sind vor 2 Wochen in Perth gelandet, haben eine Nacht im Hostel verbracht und sind am nächsten Tag im Zentrum herumgelaufen. Perth ist eine Metropole, mit ein paar Wolkenkratzern, die am Wasser gelegen ist. Nichts Spektakuläres, aber ganz nett. Und sehr, sehr warm.

perth city

Ein Mix aus alt und Neu

perth

Die Aussicht vom Kings Park

Relaxen bei Suse , Stebbl und Milla

 

Die nächsten drei Tage haben wir bei Suse und Stebbl verbracht, die uns netterweise angeboten haben, bei ihnen unterzukommen. Suse ist eine Bekannte von mir, die mal in Jojos WG in Münster gewohnt hat. Ihren Mann Stebbl kannte ich bislang gar nicht. Johannes hat mich aber noch vor ihm gewarnt: “Der kann saufen wie ein Loch!” Das taten wir dann gleich am ersten Abend mit einigen Longdrinks uns Wein. Am nächsten Tag hatte ich jedenfalls den größten Kater seit Anbeginn der Reise. Keine Ahnung, wie Stebbl es problemlos zur Arbeit geschafft hat.

Die beiden wohnen mit ihrem Jack Russle Terrier Milla in einem hübschen, kleinen Haus im Stadtteil Trigg, fast direkt am Strand und wollen insgesamt fünf Jahre bleiben. Nicht schlecht!

Milla

Das ist Milla

scarborough beach

Am Scarborough Beach, gleich vor der Tür

Im Garten von Suse und Stebbl

Im Garten von Suse und Stebbl

Wir haben die Zeit bei ihnen jedenfalls sehr genossen, entspannt, spazieren gegangen, Fahrrad gefahren und geschwommen.

Willing Workers On Organic Farms – Wwoof

Nun sind wir seit mehr als einer Woche auf einer Hundefarm und wwoofen dort für zwei Wochen. Beim Wwoofing handelt es sich um Freiwilligenarbeit auf Öko-Farmen gegen Kost und Logie. Wir wollen das einfach mal ausprobieren und erfahren, wie das australische Landleben so ist. Man kann ja nicht immer nur urlauben, oder? (eigentlich schon!)

farm beaufort river

Die Farm von Liz und Murray

Unsere Umgebung

Unsere Umgebung

Die Farm befindet sich drei Stunden südlich von Perth im Nirgendwo am Highway Richtung Albany. Beaufort River nennt sich die Gegend. Einmal am Tag fährt hier der Bus hin und diesen hätten wir fast verpasst. Wir schlafen halt lieber länger und haben dann ultraviel Stress, als dass wir 30 Minuten eher aufstehen und alles in Ruhe machen. Hat ja, wie immer, noch geklappt.

 

Dogs, dogs, dogs

 

Sophie, die Mama der süßen Puppis

Sophie, die Mama der Kleinen

Puppis

Puppies

Puppis Nr. 2

Puppies Nr. 2

Buddy Jeffer

Mein Buddy Jeffer

Auf der Farm “Beauford Hounds” leben Liz, 50, und Murray, 54, zusammen mit derzeit ca 18 Hunden, ein paar Schweinen, Gänsen, Hühnern und Schafen. Außerdem gibt es zahlreiche,wilde Papageien und hier haben wir auch die Kängurus gesichtet. Und drei dicke Spinnen!

schweine

Die Beaufort Schweine

Wilde Papageien

Wilde Papageien

ekelhafte Spinne

Ekelhafte Spinne

Ich heiße hier übrigens Hendrix. Und ich habe angeblich hohle Beine, da ich so viel esse, aber dennoch ein Schlacks bin. “You got hollow legs!” Da Liz und Murray vor drei Monaten hergezogen sind, befindet sich hier gerade alles im Aufbau. Ihr Geschäft besteht aus der Aufzucht und aus dem Verkauf von Labradoren. Außerdem beherbergen sie Hunde, dessen Halter im Urlaub sind. Normalerweise sind das dann um die 50 Hunde. Die Hunde sind auch ganz niedlich, besonders die fünf Welpen. Jeder Hund hat einen anderen Charakter. Manche sind sehr verspielt und wild, andere eher träge, manche gehorchen mehr, manche weniger. Der eine frisst gerne Kot, der andere pinkelt gerne alles voll. Aber mit Hunden ist es bei mir oft so, wie mit Kindern – ein, zwei Stunden sind ok, dann ist aber auch gut. Die meiste Zeit sitzen die Hunde aber in ihren Käfigen.

 

Helden der Arbeit

 

Unsere Arbeit besteht aus: Füttern, Hunde reinigen (bürsten, das Fell nach Zecken absuchen, Augen und Ohren reinigen, Insektenspray auftragen, Füße checken, und bei den Damen zu guter Letzt der “Vanny-Check”), Käfige säubern und mehrmals am Tag Gassi gehen. Der Tag beginnt um sieben. Da hier alles im Aufbau ist, müssen wir zusätzlich beim Stall- und Schuppenbauen bzw Einrichten helfen, sowie Möbel säubern, restaurieren, schleppen und Sachen einräumen. Ich nenne es mal Malochen. Die letzten beiden Tage habe ich z. B. einen riesigen Metallschrank abgeschliffen und die beiden Tage zuvor habe ich mehrere Gräben für die neuen Hundeställe ausgehoben. Mein Vater wird eine Freudenträne verdrücken, wenn er das liest (Hallo Papa!). Abends ist man dann schwarz vor Dreck. Außerdem wird im Haushalt geholfen.

 

Außer Steffi und mir arbeiten hier Al, der Liz und Murray bereits seit neun Jahren unterstützt. Ein paar Tage nach uns begann Jessica, eine nette Kanadierin, die 88 Tage Farmarbeit machen muss, um ihr Visum verlängert zu bekommen. Und seit kurzem ist die Engländerin Natalie zum gleichen Zweck da. Ebenfalls ganz nett.

 

Allet tutti? Nnnäh!!

 

Soweit, so gut, oder auch nicht, denn es gefällt uns hier nicht so gut.

 

Das geringste Problem sind der sehr dürftige Komfort und die mangelnde Sauberkeit. Es ist alles im Aufbau und daher sehr sporadisch eingerichtet. Und auf ner Farm ist es halt nicht so sauber, wie man es gewohnt ist. Nicht so wild.

 

Uns stört mehr, dass wir zu viel arbeiten müssen. Beim wwoofing sind eigentlich nur 4-6 Stunden Arbeit pro Tag vorgesehenen. Ist ja alles unentgeltlich und freiwillig. Wir müssen hier aber jeden Tag locker 7 Stunden ran. Das grenzt schon an Ausbeutung. Gerade die Bauarbeiten sind kein Zuckerschlecken. Aber zwei Wochen geht das auch.

 

Eine nervende Pedantin

 

Das größte Problem ist eigentlich Liz (leider kein Foto). Die nervt nämlich ziemlich. Sie kümmert sich hauptsächlich um die Hunde, also arbeiten wir hauptsächlich mit ihr zusammen, und es muss alles immer zu 100 % nach ihren Vorstellungen laufen. Wenn man mal etwas anders macht, oder etwas vergisst, oder mal kurz nichts macht, oder nicht sofort reagiert, kann man sich direkt einen dummen Kommentar oder eine Zurechtweisung anhören. Sie ist einfach launisch und dann oft unfreundlich. Wenn dann aber endlich alles nach ihren Vorstellungen läuft, und man gut arbeitet, bemüht sie sich, gute Stimmung zu machen und witzig zu sein. Ziemlich ätzend.

Im ganzen Haus hat sie Schilder mit irgendwelchen dummen Regeln aufgehängt. Zum Beispiel, dass man pro Tag nur 1-2 Dosen Cola nehmen darf. Sie möchte auch nicht, das Steffi und ich im Haus deutsch sprechen, selbst wenn wir alleine sind. Jessica darf auch nur ein mal pro Monat von ihrem Freund besucht werden. Albern!

Ich kann mir schon denken, warum kurz vor unserer Ankunft zwei Backpacker gleich nach einem Tag wieder abgehauen sind.

Sie ist schon ziemlich pedantisch unterwegs und hätte mit Sicherheit eine hervorragende KZ-Aufseherin gegeben.

 

Ein furzender Redneck

 

Murray ist eigentlich ganz ok zu uns. Wir haben nicht viel mit ihm zu tun. Wir sehen uns meistens nur in den Pausen und abends. Wir sitzen dann immer im Halbkreis vor dem Fernseher, in dem nur Schrott läuft. Dschungelcamp, Kochduell. Murray starrt immer nur auf seinen Laptop, lauscht aber mit einem Ohr unseren Gesprächen und beteiligt sich gelegentlich kurz. Des Öfteren furzt er dann auch so laut in die Runde, ohne eine Miene zu verziehen, dass man nicht weiß, ob man ob solcher Stumpfheit verstört oder beeindruckt sein soll. Ich bin eher Letzteres. “Krachend” beschreibt seine Fürze einigermaßen treffend. Man erschrickt regelrecht, wenn er wieder einen sausen lässt. Das geschieht im Schnitt zwei mal pro Abend. Zum Glück geruchlos.

Während ich hier schreibe, hat es wieder gekracht. Diesmal vergleichsweise leise. Außerdem ist er, wie ich gestern erfahren habe, ein ziemlicher Rassist. Mit sehr viel Hass hat er uns gestern von der staatlichen Bevorzugung der Aborigines (“Nigger”) gegenüber der armen “White People” erzählt. Die Vorwürfe in Bezug auf die “Stolen Generation” (goggelt das Thema mal) hält er für lächerlich. Ein waschechter Redneck! Ich wäre am liebsten gegangen, bin aber leider nicht konsequent genug.

Ansonsten bringt Murray ab und zu einen Witz oder einen zynischen Spruch und anstatt Dinner gibt es bei ihm jeden Abend ca 6 Dosen Bier. Auch Liz stellt sich jeden Abend locker ne halbe Flasche Wein rein. “We’re in Australia!” entgegnete Murray Steffi, als sie ihn fragte, ob jeden Abend getrunken wird.

 

Ein liebenswerter Säufer

 

Steffi und Al beim Mühle spielen

Steffi und Al beim Mühle spielen

Am meisten ballert aber immer noch Allain. Al ist fast 60, steht jeden Morgen auf der Matte und arbeitet für die Beiden den ganzen Tag. Er bekommt kein Geld dafür, darf aber dafür in seinem Wohnwagen im Wald auf deren Grundstück hausen, bekommt Verpflegung, darf duschen und bekommt die Klamotten gewaschen. Er arbeitet sehr zuverlässig und ist fleißig. Während der Arbeit darf er aber nicht trinken. Würde er nicht den ganzen Tag hier arbeiten, dann würde er sich wohl in seinem Wohnwagen zu Tode saufen. So hat er nur den Abend zum Saufen und das reicht wohl nicht, um sich umzubringen. Dies macht er nun schon seit neun Jahren. Tagein, tagaus. Wochenenden gibt’s bei Beauford Hounds übrigens nicht. Ziemlich traurig das Ganze.

Dafür ist Al aber immer gut drauf, nett, lacht gerne und ist einfach ein liebenswerter, feiner Kerl. Ich mag ihn. Er hat was. Er versteht sich auch gut mit Murray und Liz. Wahrscheinlich, wo er keine Widerworte gibt und sehr genügsam ist. Er muss ein Ass im Brettspiel Dame sein. Außerdem hat er gerne Die Simpsons geguckt, als er noch Strom in seinem Wohnwagen hatte. Das war vor dem Umzug nach Beaufort River.

Kürzlich habe ich ihn gefragt, ob er eine Ausbildung gemacht hat, was er verneinte. “I should have”. Dann fragte ich ihn, was er denn machen würde, wenn er nochmal jung wäre. Seine Antwort, typisch Al: “I’d fuck everyone I could!

 

Hey Suzie Q, baby I love you – Suzie Q

 

Suzie Q

Suzie Q

Dann gibt es noch Suzie Q, ein kleiner, süßer Windhund. Sie ist immer sehr lieb, ruhig und anmutig. Fast schon melancholisch. Ich habe immer diesen Ohrwurm von Creedence Clearwater Revival, wenn ich sie rufe. Am liebsten liegt sie den ganzen Tag auf unserem Bett und döst vor sich hin. Auch nachts bekommen wir sie da nicht raus. Immerhin begnügt sie sich dann mit dem Fußende. Al und sie sind auf jeden Fall die coolsten hier.

 

Die Abgeschobene

 

Die arme Bonnie wurde vor kurzem als Wachhund angeschafft. Da sie aber völlig gaga in der Birne und nicht kontrollierbar ist, immer rumspringt und bellt, wurde sie vor ein paar Tagen ca. 300 Meter vom Haus entfernt an einen Baum gebunden und lebt dort nun völlig allein. Dort ist sie inzwischen auch nicht mehr. Ich befürchte das Schlimmste…

 

Fast geschafft!

Ja, so ist das hier. Mal ganz ok, mal ziemlich ätzend. Eine glückliche Fügung hat ergeben, dass wir schon eher abhauen können. Viel länger ginge es auf keinen Fall. Steffi ist auch sehr genervt. Sie musste sich heute zwei mal nen klugen Spruch von der Ollen anhören. Immerhin ist das Essen hier ganz gut. Steffi und ich haben vor ein paar Tagen Labskaus gemacht. Jessica und Al hat es geschmeckt, Liz wohl nicht so. Zumindest hätte sie es nicht gesagt, wenn es ihr geschmeckt hätte. Und Murray? Der hat lieber seine 6 Biere vernichtet.

Auf dem Weingut in Albany, wo wir in Kürze  hinfahren, wird es auf jeden Fall besser. Ihr lest von uns.

See ya later!

Hendrix