Mit dem Larry durch die Rockies

Posted by in Kanada, Nordamerika

Mein Kollege Laurent (aka Larry, Lo, Der verrückte Franzose und neuerdings Larry Larrowitz sowie Loromesin) hat sich entschieden, seinen Sommerurlaub in Kanada zu vebringen und uns zu besuchen.
Nachdem ich ihn an der Bahnstation in Vancouver abgeholt hatte, sind Steffi und ich mit ihm ein wenig durch Downtown und an der Waterfront entlang gelaufen, um ihm die Stadt zu zeigen. Abends haben wir drei uns am English Bay noch mit Lory, der Schweizerin, die wir in Tofino kennen gelernt hatten, getroffen und ein Picknick bei bestem Wetter und Sonnenuntergang am Strand gemacht.

Sonnenuntergang am English Bay

Sonnenuntergang am English Bay

Auf geht’s

Am nächsten Tag begann auch schon unser Trip in die Rocky Mountains. Ausgestattet mit einem gemieteten kleinen, schwachmotorisierten Honda Geländewagen hatten wir eine Strecke von mehr als 700 Kilometern vor uns.

Laurent war schon seit zwei Jahren nicht mehr Auto gefahren und als er mich fragte, wo Gas und wo Bremse sind, habe ich ihm selbstverständlich die gegenteilige Anordnung genannt, weil ich dachte, er wolle mich veräppeln. Wollte er aber nicht und so hat er mich beim Wort genommen und gleich zu Beginn erst mal das Gaspedal ordentlich durchgetreten und sich ein wenig erschreckt, als der Motor plötzlich laut aufgeheult hat. Zum Glück war kein Gang drin.

Seine Anfangsnervosität legte sich aber ziemlich schnell und so hat er sehr schnell sein Autofahrtalent wiederentdeckt und uns sicher Richtung Osten zu den Rocky Moutains gebracht. Natürlich sind Steffi und ich auch mal gefahren. Das erste Malheur ist uns gleich beim ersten Tanken passiert, als wir den Tankdeckel dort liegen gelassen haben. So sind wir eben ohne weitergefahren.

Unser Vehikel

Unser Vehikel

Und es wurde eine Erfahrung!

Und es wurde eine Erfahrung!

Zwischenstopp in Chase

Am ersten Abend haben wir auf halber Strecke in einem kleinen Dorf Namens Chase gehalten und dort übernachtet, weil es dort einen kostenlosen Platz direkt bei einem Pub gab. Diesen haben wir dann auch gleich besucht, allerdings war zunächst nichts los und es gab auch nur die schlechtesten Biersorten Nordamerikas, nämlich Budweiser, Canadian und Alexander Keith. Später, als ein lokales Bierfest, von dem wir nichts wussten, beendet war, wurde es etwas voller. Es ist nichts Spannendes passiert, war aber trotzdem ganz interessant, sich das Treiben der kanadischen Dorfjugend mal anzuschauen.

Geschlafen haben wir auf dem Dach unseres Autos. Das hatte nämlich ein Klappzelt samt Matratze und Leiter, welches sich binnen zwei Minuten errichten ließ. Sehr praktisch!

Frühstück in Chase

Frühstück in Chase

Angekommen

Am nächsten Tag haben wir auch schon die Rocky Mountains erreicht und haben vieel Zwischenstopps eingelegt, um uns türkisblaue Seen und reißende Ströme mit Wasserfällen anzuschauen oder einfach nur die schöne Aussicht zu genießen. Dazu gab es zig Gelegenheiten. Die Rocky Mountains sind wirklich wunderschön! Schaut euch am besten die Bilder an.

Da sind auch schon die Rockies

Da sind auch schon die Rockies

Einer von vielen Wasserfällen

Einer von vielen Wasserfällen

Im Yoho National Park

Abends haben wir dann auf einem Campingplatz im Yoho National Park mitten in den Bergen übernachtet. Am nächsten Morgen sind die beiden Neuseeländer Marc und Jessica, die wir vor ein paar Wochen in Vancouver kennen gelernt hatten, zu uns gekommen, da sie auch gerade mit dem Auto in den Rockies unterwegs waren. Mit den beiden haben wir uns dann den Campingplatz geteilt und tagsüber zu fünft die Gegend erkundet. Wir haben zu Fuß den Emerald Lake, einen sehr idyllisch gelegenen See, umrundet und sind zum Lake Louise und zum Moraine Lake, welcher durch ein tolles Panorama und türkisblaues Wasser besticht, gefahren.

Später sind wir noch zum Takakkaw Falls gefahren, mit fast 400 Metern einem der höchsten Wasserfälle Kanadas. Gegen Abend haben wir Grillgut und Getränke eingekauft und an einer schneebedeckten Wiese gehalten, um uns am Schnee zwecks Kühlung der Getränke zu bedienen. Es war schon komisch, bei 25 °C im Schnee zu stehen. Ich frage mich, wie das geht. Abends haben wir dann gemütlich beim Lagerfeuer gesessen, gegrillt und nach Rauch gestunken.

Im Jasper National Park

An nächsten Tag haben sich unsere Wege wieder getrennt, denn wir sind weiter gefahren zum Jasper National Park. Unterwegs haben wir an einem riesigen Gletscher, dem Athabasca Gletscher gehalten und sind an seinen Rand gelaufen. Ein beeindruckendes Erlebnis!

Abends haben wir uns in Jasper mit Lory wiedergetroffen. Sie war auch gerade dort und hat zusammen mit zwei Freundinnen aus der Schweiz im Hostel übernachtet.

In Jasper haben wir dann wieder gecampt und sind am nächsten Tag zu Anette und Edith gefahren. Das sind keine alten Tanten, sondern Seen, in denen man baden kann, was wir dann auch getan haben. Das Wasser war ziemlich kalt, aber noch erträglich. Man hat ja auch nicht immer die Gelegenheit, in einem Bergsee zu baden.

Außerdem sind wir noch zum Maligne Canyon gefahren und sind für ein paar Stunden an ihm entlang gewandert. Mit welcher Wucht das Wasser an den Felsen entlang und in die bis zu 50 Meter tiefen Schluchten entlang schoss, war wirklich sehr beeindruckend.

Bär in Sicht!

Unterwegs in Jasper haben wir immer mal wieder Getier gesehen. Zum Beispiel ein paar Rehe und sogar einen Grizzlybären. Ich habe nämlich beim rumfahren immer nach links und rechts in die Wälder geschaut und dann tatsächlich einen erwischt. Wir haben angehalten und konnten ihn kurz beobachten. Er war ca. 50 Meter von uns entfernt und ist dann nach 1-2 Minuten auch wieder verschwunden. Laurent konnte ihn sogar fotografieren:

Da isser (Copyright Larry Larrowitz)

Da isser (Copyright Larry Larrowitz)

Im Banff National Park

Am nächsten Tag sind wir weiter gefahren in den Banff National Park. Zwischendurch haben wir hier und dort angehalten, um Wasserfälle, Seen, etc. zu bestaunen. Ich bin teilweise schon gar nicht mehr ausgestiegen, weil ich schon abgestumpft war. Nach dem fünften See und dem sechsten Wasserfall ist auch irgendwann man genug. Abends haben wir uns wieder mit Marc und Jessica in einer Bar getroffen, mit denen wir uns erneut einen Campingplatz geteilt haben.

Tags darauf sind Steffi, Laurent und ich zum Wildwasserrafting gefahren. Das war ziemlich cool. Mit zwei weiteren Deutschen, zwei Amerikanern und zwei Guides sind wir den Kicking Horse River heruntergeballert. Erst zum eingewöhnen noch ganz sanft, aber später ging richtig die Post ab und wir wurden komplett durchnässt. Insgesamt war die Veranstaltung ziemlich kurz, aber hat richtig viel Spaß gemacht.

Auf zu den Dinos

Da Laurent ein großer Dinosaurierfan ist und ich das zumindest als Kind auch mal war, haben wir die Rockies verlassen und sind wir weiter Richtung Osten nach Drumheller gefahren. Drumheller ist ein ziemlich kleiner Ort, eine Dinosaurierhochburg, da in der Umgebung sehr viele Dinosauriefundstätten liegen. Dementsprechend ist der Ort voll auf Dinos getrimmt. Zum Beispiel befinden sich dort die größte Dino-Statue der Welt und das Royal Tyrrell Museum of Palaeontology, welches wir auch besucht haben. In diesem Museum gab es eine riesige Anzahl an Dinoskeletten (40) und es war sehr voll. Mein zehnjähriges Ich hat sich tierisch gefreut.

Die herumstehenden Mikroskope, die mit Fernsehern verbunden waren, haben wir missbraucht, um uns unsere Finger einmal genau anzusehen. Als ich mit meinem Finger abgerutscht bin, und plötzlich eine Mücke auf dem Fernseher angezeigt wurde, hat Steffi sich sehr erschreckt, da sie dachte, die Mücke sei in meinem Finger. Klingt in meiner Beschreibung jetzt nicht so lustig, wie es tatsächlich war.

Calgari

Eigentlich wollten wir noch etwas weiter zu einer Dinograbstätte fahren, aber es war an dem Tag so heiß, dass wir darauf verzichtet haben. Also haben wir uns spontan entschlossen, nach Calgary zu fahren, da dort gerade der Galgary Stampede, die größte Rodeoshow der Welt stattfand. Da wir keine Karten mehr bekommen haben, sind wir kurz zum Gelände gefahren, haben es uns von außen angeschaut und sind dann ins Kino gegangen. Anschließend sind wir wieder zurück Richtung Rockies gefahren und haben auf dem Parkplatz eines Kasinos im nirgendwo übernachtet.

Überraschung bei den Hot Springs

Das Ziel für den nächsten Tag waren die Fairmont Hot Springs. Wir wollten mal wieder Baden gehen. Also sind wir zwei Stunden durch die Rockies gefahren und als wir in Fairmont angekommen waren und in die letzte Straße einbiegen wollten, ist unser Auto stehen geblieben und es stieg Dampf aus der Motorhaube. Der Kühler war defekt und nichts ging mehr. Wir hatten Glück im Unglück, da wir zuvor durchs Nirgendwo gefahren sind, wo wir nicht mal Handyempfang hatten. Also haben wir ihn zur Seite geschoben und bei der Autovermietungsfirma angerufen. Diese hat uns die Wahl gelassen, ob wir am selben Tag oder am nächsten Morgen abgeschleppt werden wollen. Wir haben uns für den nächsten Morgen entschieden, damit wir noch Baden gehen konnten. Auffällig war, dass uns sehr viele Menschen bei unserer Panne helfen wollten, bzw. sich erkundigt haben, ob alles ok ist. Sehr freundlich! Ob das in Deutschland auch so ist?

Was nun?

Was nun?

Gefangen in Cranbrook

Am nächsten Morgen wurden wir dann von einem ziemlich wortkargen Abschleppwagenfahrer zur nächsten Werkstatt nach Cranbrook gebracht. Diese Stadt hatte leider nicht viel zu bieten, so dass wir dort eigentlich nur rumgehangen haben. Da das Auto erst am nächsten Tag fertig wurde, konnten wir wenigsten auf Kosten der Autovermietung in einem Motel unserer Wahl schlafen.

Frohen Mutes haben wir das Auto am nächsten Tag von der Werkstatt abgeholt und sind weitergefahren. Da wir in die falsche Richtung gestartet sind wollten wir nach fünf Kilometern anhalten und wenden. Plötzlich ging erneut der Motor nicht mehr an und eine riesige Rauchwolke stieg aus dem Auspuff. Also wurden wir wieder zurück nach Cranbrook gebracht, doch diesemal war der Schaden größer. Der Zylinderkopf war im Eimer.

Für die zweite Nacht haben wir uns ein etwas besseres Hotel ausgesucht, welches einen Pool mit einer ziemlich flotten Rutsche hatte. Auf Kosten der Autovermietung haben wir uns dort amüsiert und sind am nächsten Morgen mit einem anderen Auto zehn Stunden lang nach Vancouver zurück gefahren.

Leider haben wir durch die Pannen insgesamt drei Tage verloren, was besonders für Laurent doof war. Aber die drei Tage haben wir immerhin von der Firma erstattet bekommen.

Back in Van

Da Laurent nur noch einen vollen Tag Zeit für Vancouver hatte, haben wir versucht, möglichst viel aus dem Tag rauszuholen. Zum Glück war wieder mal richtig gutes Wetter. So sind wir durch Gastown gelaufen, wieder an der Waterfront entlang zum Stanley Park, wo wir uns Fahrräder gemietet haben und durch den Stanley Park gefahren sind. Anschließend haben wir noch zwei Bars am English Bay besucht und sind wieder zum Cambie Hostel gefahren, wo wir den Abend in der ansässigen Bar verbracht haben.

Vancouver gefällt uns mittlerweile auch richtig gut, da wir viele schöne Ecken entdeckt haben. Zum Beispiel wie an diesem Tag Gastown und den Stanley Park. An die ollen Wolkenkratzer in Downtown habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Hier noch ein paar schöne Fotos von unserem gemeinsamen Tag in Vancouver:

Getrennte Wege

Laurent hat am nächsten Tag seine Reise nach Seattle fortgesetzt und wir sind nach Bellingham gefahren, weil wir einmal kurz über die Grenze in die USA wollten, um eine Aufenthaltsangelegenheit zu klären. Dort gibt es einen deutschen Biergarten, der einen besseren Namen nicht haben könnte. Er heiß Schweinhaus, haha! Die Zeit mit Larry hat sehr viel Spaß gemacht. Wir haben alles gesehen, was wir uns vorgenommen hatten und das Beste aus den Autopannen gemacht.

Besser geht's nicht!

Besser geht’s nicht!

Ich habe inzwischen eine Absage für das Woking Holiday Visum bekommen, da mein Führungszeugnis angeblich nicht aktuell genug ist. Witzigerweise ist es am selben Tag ausgestellt worden, wie das von Steffi und sie hat ein Visum bekommen. Macht aber nix – in ein paar Tagen hauen wir eh ab. Bis zum nächsten Mal!